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Die fleißige Ameise Lilly

Es war einmal eine kleine fleißige Ameise, die hieß Lilly. Tag für Tag. Woche für Woche. Monat für Monat. Jahr für Jahr arbeitete sie emsig, eifrig und unermüdlich. Gab stets ihr Bestes. Oft bis an den Rand der Erschöpfung. Rannte hinter ihren Artgenossen her. Schleppte sich ab an den Blätterteilchen, kleinen Ästchen und klebrigem Baumharz und baute ohne Unterlass an den Ameisenhaufen und Hügelnestern.

 

Während ihre Mitstreiter scharenweise vor Müdigkeit am Wegesrand verschnauften, kämpfte sie weiter. Bis zu dem Tag, an welchem ihre Beine versagten und sie sich erschöpft auf dem gerade entstehenden Hügelnest niederließ. Sie erkannte, welch sinnlosem Unterfangen sie ausgeliefert war.  Ihr wurde bewusst, dass nicht sie ihr Leben selbst gestaltet, sondern das andere das Sagen über ihr Leben hatten und bestimmten, wie es sich zu gestalten hatte. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Tag ein, Tag aus das gleiche Spiel. So kam sie ins Grübeln über die Welt und das Leben schlechthin. Besser gesagt ihr Leben.

 

Sie musste zugeben, dass sie schon viel geleistet hat in ihrem bisherigen Erdenleben. Sie war stets zur Stelle, wenn Mama Ameise Hilfe beim Nestbau benötigte, weil Papa Ameise nicht vorhanden war. Wenn wieder einmal eines der Ameisen-Baby-Geschwister plärrte, war sie zur Stelle. Auf sie war Verlass. Über die Jahre wurde sie erwachsen und ging ihren eigenen Weg.  Sie verließ das Erdnest ihrer Ameisenfamilie und gründete ihre eigene Familie. Seit dem sind viele Jahre vergangen, in denen sie sich hingebungsvoll ihren Ameisenkindern widmete und ihr Bestes gab. Was ihr nicht immer gelang. 

 

Wie sie so da sitzt, auf dem Hügelnest, an dem sie mit ihren Artgenossen eifrig baut, schweift ihr Blick in die Ferne. Sie fragt sich, was da wohl so los, ist in der Welt. Was sich hinter dem Horizont wohl verbirgt?


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